Welche Untersuchungen werden typischerweise bei einem unerfüllten Kinderwunsch durchgeführt?

Übersicht und Beschreibungen zu den häufigsten Untersuchungen be einem unerfüllten Kinderwunsch bei Frauen und Männern. Bei Frauen sind dies: Bei Männern sind dies: Zyklusbeobachtung, Zervixschleimanalyse/Postkoitalanalyse, Hormonuntersuchungen, Untersuchungen der inneren Geschlechtsorgane; bei Männern sind dies: Spermiogramm, körperliche Untersuchung, Hormonuntersuchung, Ultraschalluntersuchung des Hodens, Hodenbiopsie, genetische Untersuchung

Einleitung

Um die zugrunde liegenden Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch festzustellen, können eine Reihe von Untersuchungen bei der Frau und beim Mann durchgeführt werden, die im Folgenden beschrieben werden.

Da bei einem unerfüllten Kinderwunsch die Ursache mit gleicher Wahrscheinlichkeit bei Frau und Mann festgestellt wird, sollten sich immer beide Partner untersuchen lassen. Trotz Untersuchungen kann es in 10-20% der Fälle vorkommen, dass bei keinem der beiden Partner eine Ursache für die Unfruchtbarkeit festgestellt werden kann.

Untersuchungen bei der Frau

1. Zyklusbeobachtung

Beschreibung: Ohne einen Eisprung kann eine Frau nicht schwanger werden. Deshalb ist es zu Beginn der Untersuchungen bei einer Frau nötig zu beobachten, ob sie einen Eisprung hat.

Ablauf: Eine Frau kann selbst ihren Zyklus beobachten, indem sie regelmässig  ihre Basaltemperatur misst und die Temperaturkurve beobachtet.

Ovulationstests aus der Apotheke, welche den Anstieg des sogenannten luteinisierenden Hormons (LH) im Urin messen sind eine andere Methode, um den Zeitpunkt des Eisprungs festzustellen.

Ergebnisse: Über die Temperaturkurve lässt sich feststellen, ob es zum Eisprung kommt.

Über Ovulationstests aus der Apotheke ist der Anstieg des LH ca. 24h vor dem Eisprung messbar.

2. Zervixschleimanalyse / Postkoitaltest (PCT)

Beschreibung: Beim Postkoitaltest wird die Spermiendurchlässigkeit des Zervixschleims (Schleim, der bei der Frau normalerweise den Gebärmutterhals verschliesst) getestet. 

Der Postkoitaltest ist besonders dann sinnvoll, wenn bereits ein Spermiogramm des Mannes vorliegt, mit der die Ergebnisse des Postkoitaltests verglichen werden können.

Ablauf: Der Test wird etwa 6-12 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr im Zeitraum kurz vor dem Eisprung von einem Frauenarzt durchgeführt. In dieser Zeit sollten normalerweise die optimalen Bedingungen für die Durchlässigkeit des Zervixschleims bestehen.

In der Praxis oder im Spital wird hierzu aus dem Gebärmutterhalskanal Sekret entnommen, bei dem es sich um eine Mischung aus Zervixschleim und Sperma handeln sollte. Dieses Sekret wird dann auf die Qualität der enthaltenen Spermien untersucht.

Ergebnisse: Wenn der Test im richtigen Zeitraum durchgeführt wurde und falls keine oder nur wenige Spermien zu sehen sind kann es unterschiedliche Ursachen dafür geben:

  • Es fand kein Eisprung statt und somit auch kein Östrogenanstieg mit der damit verbundenen Erhöhung der Spermiendurchlässigkeit des Zervixschleims
  • Die Spermien sind inaktiv und es gab ggf. eine Unverträglichkeit oder Abwehrreaktion gegen die Spermien
  • Es waren keine Spermien im Ejakulat vorhanden – in diesem Fall sollte die Spermienproduktion bzw. Qualität des Ejakulats des Mannes über ein Spermiogramm festgestellt werden

3. Hormonuntersuchung

Beschreibung: Im Monatszyklus und insbesondere während einer Schwangerschaft sind eine grosse Anzahl unterschiedlicher Hormone im Körper der Frau aktiv, die auf komplexe Art und Weise zusammenspielen. Bei einem Ungleichgewicht der Hormone, kann der Eintritt einer erfolgreichen Schwangerschaft erschwert werden.

Ein unregelmässiger Zyklus oder Zwischenblutungen können bereits ein Anzeichen für Hormonstörungen sein.

Ablauf: Hormonuntersuchungen erfolgen auf Basis einer Blutprobe. Da der weibliche Hormonspiegel stark vom Zyklus abhängt, sollte die Blutentnahme am Anfang des Zyklus stattfinden zum Beispiel zwischen dem 2. und 5. Zyklustag, manche Hormontests sollten auch erst in der zweiten Zyklushälfte durchgeführt werden (z.B. Progesteron).

Ergebnisse: Aus den Hormontests lassen sich durch Vergleich der Testwerte mit Referenzwerten Abweichungen vom Normalbereich feststellen, die – je nach Hormon – auf unterschiedliche Art und Weise eine erfolgreiche Schwangerschaft erschweren können.

Häufig gemessene Hormonwerte sind:

  • Östradiol – weibliches Hormon und wichtig für die Eireifung
  • Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) – eine Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse kann den Eisprung verhindern
  • Luteinisierendes Hormon (LH) – ist involviert beim Auslösen des Eisprungs
  • Follikelstimulierendes Hormon (FSH) – gibt Hinweise auf die Funktion der Eierstöcke
  • Anti-Müller Hormon (AMH) – hilft abzuschätzen, wie gross die Eizellreserven der Frau noch sind
  • Prolaktinwerte – das sogenannte „Stillhormon“ kann dazu führen, dass es zu keinem Eisprung kommt (wie teilweise bei Frauen während der Stillzeit)
  • Testosteron und seine Vorstufen (DHEA-S, Androstendion) – bei zu hohen Werten leidet die Eizellproduktion
  • Progesteron (gemessen in der zweiten Zyklushälfte) – zeigt an, ob die Eireifung vollständig war und ein Eisprung stattgefunden hat

4. Untersuchungen der inneren Geschlechtsorgane

Hier gibt es eine Reihe von Untersuchungen, die von Frauenärzten in Betracht gezogen werden. Teilweise können diese ambulant und ohne Narkose durchgeführt werden, teilweise handelt es sich um invasive Untersuchungsmethoden die mit einer Operation unter Vollnarkose durchgeführt werden.

4a. Ultraschalluntersuchung

Beschreibung: Mit der sogenannten Hysterosalpingo-Kontrastsonografie (HSKS) können die Strukturen und Durchgängigkeit der Gebärmutter und Eileiter untersucht werden.  

Ablauf: Die Untersuchung erfolgt meist zwischen dem 7. und 11. Zyklustag. Der Frau wird ein Kontrastmittel in die Gebärmutterhöhle verabreicht, bei dem es sich um einen Schaum aus Gel und gereinigtem Wasser handelt,. Der Schaum bewirkt eine leichte Ausdehnung der Eileiterwände, durch den diese über einen vaginalen Ultraschallkopf untersucht werden können. Dabei kann das Ablaufen des Schaums durch den Eileiter und damit dessen Durchgängigkeit beobachtet werden.

Ergebnisse: Über diese Untersuchung lässt sich die Durchgängigkeit der Eileiter feststellen, die ein relativ häufiger Faktor bei einem unerfüllten Kinderwunsch ist (30% der Fälle bei denen die Ursache für die Unfruchtbarkeit bei der Frau liegt).

4b. Bauchspiegelung / Laparoskopie

Beschreibung: Hierbei handelt es sich um eine Operation, bei der die inneren Geschlechtsorgane der Frau mit speziellen Diagnoseinstrumenten untersucht werden.

Ablauf: Eine Laparoskopie erfolgt unter Vollnarkose. Über einen 0,5 cm breiten Schnitt wird ein Laparoskop (röhrenförmiges Instrument mit Kamera) in den Bauchraum der Frau eingeführt. Über einen Bildschirm können Aussehen und Lage der inneren Organe beurteilt werden. Für gewöhnlich wird der Bauchraum auch mit Kohlenstoffdioxid aufgefüllt, um mehr Platz und bessere Sichtverhältnisse bei der Untersuchung zu ermöglichen.

Bei einer Laparoskopie können über zusätzliche Einstiche in die Bauchdecke ausserdem Gewebeproben entnommen werden und mit einem Farbstoff die Durchgängigkeit der Eileiter getestet werden (Chromopertubation). Während einer Bauchspiegelung lassen sich mit speziellen Instrumenten auch kleine Veränderungen in der Gebärmutter entfernen (z.B. Verwachsungen, Myome, Zysten, Endometrioseherde).

Ergebnisse: Durch die Bauchspiegelung lassen sich Veränderungen an Eierstöcken und Gebärmutter gut erkennen, die möglicherweise zu einem unerfüllten Kinderwunsch beitragen.

4c. Gebärmutterspiegelung / Hysteroskopie

Beschreibung: Bei der Gebärmutterspiegelung handelt es sich um eine spezifische Untersuchung der Gebärmutter mit einem optischen Diagnoseinstrument.

Ablauf: Hierzu wird ein dünnes Röhrchen mit einer Kamera (Hysteroskop) über die Scheide in die Gebärmutter der Frau eingeführt. Mit Hilfe von Kohlenstoffdioxid oder Flüssigkeit wird die Gebärmutter entfaltet, so dass die Gebärmutterhöhle und die Zugänge über die Eileiter untersucht werden können.

Ergebnisse: Mit der Gebärmutterspiegelung können Fehlbildungen, Verwachsungen, Myome und Schleimhautveränderungen in der Gebärmutter erkannt werden.

Untersuchungen beim Mann

1. Spermiogramm

Beschreibung: Ein Spermiogramm wird auch als Samenanalyse bezeichnet. Bei einem unerfüllten Kinderwunsch ist dies die erste und wichtigste Untersuchung, die bei einem Mann durchgeführt wird. Dabei wird das Ejakulat des Mannes und insbesondere die im Ejakulat enthaltenen Spermien auf Eigenschaften untersucht, die der erfolgreichen Befruchtung einer Eizelle im Wege stehen könnten.

Ablauf: Ein Spermiogramm kann normalerweise bei einem Facharzt für Urologie erstellt werden oder bei einem Reproduktionsmediziner, teilweise erfolgt dieUntersuchung auch direkt in speziellen Laboren.

Vor der Untersuchung muss der Mann drei Tage lang enthaltsam gewesen sein. Am Tag der  Untersuchung wird die Samenprobe durch den Patienten per Masturbation gewonnen, die Analyse im Labor sollte dann innerhalb von 30-60 Minuten erfolgen. 

Um eine sichere Diagnose stellen zu können, sollten mindestens 2 Ejakulatsuntersuchungen innerhalb von 6-12 Wochen durchgeführt werden, da der Lebenszyklus der Spermien ca. 10 Wochen beträgt und sich kurzfristige Faktoren (z.B. Stress) negativ auf die Spermienqualität auswirken können.

Ergebnisse: Folgende Kernparameter des Spermas werden typischerweise bewertet und mit Referenzwerten verglichen

  • Menge der Spermien
    • Spermien-Konzentration
    • Spermien Gesamtzahl
  • Motilität der Spermien: Anteil progressiv beweglicher Spermien
  • Morphologie der Spermien: Anteil Spermien mit normaler Form

Darüberhinaus werden eine Reihe weiterer Parameter gemessen (z.B. Leukozyten im Spermium als Fremdelemente, pH-Wert des Spermas, Verflüssigung)

Aus den Abweichungen bestimmter Parameter von den Referenzwerten können Aussagen über möglichen Ursachen eines unerfüllten Kinderwunsches getroffen werden.

2. Körperliche Untersuchung

Beschreibung: Eine körperliche Beurteilung von Behaarung, Körperbau, sowie ein Abtasten der Geschlechtsorgane wird vorgenommen, um Hinweise auf weitere mögliche Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch zu erhalten

Ablauf: Die körperliche Untersuchung wird für gewöhnlich durch einen Urologen oder einen Andrologen durchgeführt und erfordert keine besondere Vorbereitung.

Ergebnisse: Körperliche Auffälligkeiten können auf unterschiedliche physiologische Ursachen für eine Kinderlosigkeit hinweisen, beispielsweise kann einer körperlichen Untersuchung Rückschlüsse auf einen möglichen Testosteronmangel beim Mann liefern.

3. Hormonuntersuchung

Beschreibung: Die Spermienproduktion des Hodens ist abhängig von der Bildung und Ausschüttung bestimmter Hormone. Mit einem Test der Hormone im Blut des Mannes kann überprüft werden, ob eine hormonelle Störung vorliegt, die die Spermienproduktion im Hoden beeinträchtigt.

Ablauf: Die Hormonuntersuchung erfolgt auf Basis einer Blutprobe. 

Ergebnisse: Bei einer Hormonuntersuchung werden typischerweise die folgenden Werte gemessen:

  • Luteinisierendes Hormon (LH)
  • Follikelstimulierendes Hormon (FSH)
  • Testosteron

Sind die Hormone LH und FSH oder nur FSH erhöht, kann dies auf eine Schädigung des Hodengewebes hinweisen.

4. Ultraschalluntersuchung des Hodens

Beschreibung: Eine Ultraschalluntersuchung wird vorgenommen, um zu erkennen, ob ein Hodentumor oder eine Krampfader im Hodenbereich (Varikozele) vorliegt und möglicherweise die Zeugungsunfähigkeit des Mannes beeinträchtigt.

Ablauf: Die Ultraschalluntersuchung des Hodens wird für gewöhnlich durch einen Urologen oder einen Andrologen durchgeführt und erfordert keine besondere Vorbereitung.

Ergebnisse: Liegt eine Schädigung des Hodens vor, kann dieser ursächlich für die Kinderlosigkeit sein.

5. Hodenbiopsie

Beschreibung: Wenn im Spermiogramm nur sehr wenige Samenzellen festgestellt werden, kann mit einer Gewebeprobe des Hodens (Hodenbiopsie) festgestellt werden, ob die Hoden grundsätzlich Spermien produzieren.  

Ablauf: Bei einer Hodenbiopsie wird unter lokaler Anästhesie ein etwa ein Zentimeter langer Schnitt am Hodensack vorgenommen, um eine kleine Gewebeprobe zu entnehmen. Danach wird der Schnitt mit resorbierbaren (also sich selbst auflösenden) Fäden genäht.

Ergebnisse: Wenn die Hoden grundsätzlich Spermien produzieren, diese aber nur zu einem geringen Grad im Ejakulat festgestellt werden können, liegt eventuell eine Schädigung des Samenleiters vor. In solch einem Fall können Spermien über eine Gewebeprobe direkt aus dem Hoden entnommen werden – dieses Verfahren nennt sich Testikuläre Spermienextraktion (TESE). In manchen Fällen können Spermien auch aus der Flüssigkeit des Nebenhodens (Epipidymis) gewonnen werden – dieses Verfahren nennt sich Mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration (MESA). Mit Hilfe dieser beider Verfahren kann dann die Befruchtung einer Eizelle der Partnerin per intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) erfolgen.

6. Genetische Untersuchung

Beschreibung: Bei einer geringen Spermienzahl können auch genetische Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch verantwortlich sein. Hierfür wird eine Genanalyse auf unterschiedliche genetische Störungen, die Probleme mit der männlichen Fruchtbarkeit verursachen können, durchgeführt.

Ablauf: Für die genetische Untersuchung ist für gewöhnlich eine Blutentnahme nötig, die dann im Labor untersucht wird.

Ergebnisse: Es gibt eine Vielzahl von genetischen Ursachen, die für eine geminderte/fehlende männliche Fruchtbarkeit verantwortlich sind – diese können oft per genetischer Untersuchung festgestellt werden, z.B.

  • Klinefelter-Syndrom (XXY-Syndrom) – 200 von 100’000 Männern sind hiervon betroffen
  • AZF-Deletionen auf dem Y-Chromosom – in unfruchtbaren Männern kommen Deletionen in einem bestimmten Bereich des Y-Chromosoms das Azoospermie Faktor (AZF) genannt wird in weniger als 2% der Fälle vor 
  • Zystische Fibrose (Mukoviszidose) – Gene für zystische Fibrose können dazu führen, dass der Samenleiter nicht angelegt ist. Etwa 4% der Menschen besitzen einen Gen-Defekt, der ursächlich für zystische Fibrose ist, allerdings treten die Symptome der zystischen Fibrose nur auf, wenn der Gen-Defekt auf beiden Genen vorliegt (also von beiden Elternteilen vererbt wurde) – dies ist bei ca. einem von 2’700 Neugeborenen der Fall

Letztes Update: 09. November 2022

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Quellen

Dr. Anastasia Driva

Anastasia ist Gesundheitsökonomin und hat während ihrer Promotion zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Themen geforscht (z.B. zur Einführung des deutschen Krankenversicherungssystems, zur Auswirkung von Kinderbetreuung auf die Gesundheit). Sie hat in Nottingham, London und München studiert und ist in Athen aufgewachsen. Seit 2017 lebt Anastasia in der Schweiz und arbeitet im Versicherungssektor Seit 2022 bloggt sie im Bereich medizinischer Behandlung in unterschiedlichen Ländern aus Patientenperspektive.