Einleitung
Dieser Artikel soll einen Überblick über die wichtigsten Informationen zum Erfolg einer Kinderwunschbehandlung und Einflussfaktoren auf den Erfolg geben.
Bei der Betrachtung der Erfolgswahrscheinlichkeit sollte immer beachtet werden, dass jeder Fall eines unerfüllten Kinderwunschs anders ist. Die hier aufgeführten Wahrscheinlichkeiten spiegeln einen Durchschnitt über viele Fälle ungewollter Unfruchtbarkeit wieder. Abhängig von den konkreten Ursachen des unerfüllten Kinderwunsches kann ein individueller Fall durch die richtige Behandlung sehr schnell zur Erfüllung des Kinderwunsches führen, oder es auch im schlimmsten Fall gar nicht möglich sein, dass eine Frau ein gesundes Baby auf die Welt bringt.
Grundlage: Schwangerschaft vs. Lebendgeburten

Bei der Betrachtung der Erfolgswahrscheinlichkeit muss immer die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft und die Wahrscheinlichkeit für eine Lebendgeburt unterschieden werden, da nicht jede Schwangerschaft in einer Lebendgeburt mündet.
Da das eigentliche Ziel einer Kinderwunschbehandlung nicht die Schwangerschaft an sich ist, sondern eine Lebendgeburt, werden im Folgenden soweit verfügbar nur Daten zu Lebendgeburten betrachtet.
Grundsätzlich sollte vorab ausserdem gewarnt werden, Daten aus unterschiedlichen Quellen über die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt direkt miteinander zu vergleichen. Neben dem eben erwähnten Unterschied, sind gründsätzlich in der Erfolgswahrscheinlichkeit grosse Schwankungen zwischen unterschiedlichen Jahren, Methoden, Ländern und Kliniken zu beobachten – allein schon, da häufig die Gruppe von Frauen, die die jeweilige Datenbasis bildet, nur schwer mit einer anderen Gruppe vergleichbar ist (vor allem in Hinblick auf das Alter der Frau, aber auch in Bezug auf die zugrundeliegenden Ursachen für die ungewollte Kinderlosigkeit).
Faktoren die sich auf die Erfolgswahrscheinlichkeit auswirken
1. Alter der Frau
Beschreibung: Mit dem Alter nimmt bei allen Frauen die Fruchtbarkeit bereits relativ früh ab und der Rückgang der Fruchtbarkeit ist besonders nach dem 35. Lebensjahr stärker ausgeprägt. Generell gilt, je älter eine Frau ist, desto höher ist das Risiko, dass sie mit einer gestörten Reifung ihrer Eizellen zu kämpfen hat oder ihre Eizellreserve eingeschränkt ist.
Datenlage: Laut Daten des Deutschen IVF-Registers über die Jahre 2016-2020, bleibt die Erfolgswahrscheinlichkeit für Lebendgeburten bis zu einem Alter von in etwa 34 relativ konstant bei 30-33% und beginnt über die folgenden Jahre zunehmend schneller abzunehmen auf unter 20% mit 39 und schliesslich unter 3% für Frauen ab 45.
Quelle: Deutsches IVF-Register Jahrbuch 2021
Sonderfall Eizellspende: Die Eizellspende stellt einen Sonderfall dar, da die Eizelle hier für gewöhnlich von jungen und gesunden Frauen stammt. In einer Untersuchung des European IVF-Monitoring Consortiums für das Jahr 2017 wurde über alle europäischen Länder hinweg eine Erfolgswahrscheinlichkeit für Lebendgeburten bei Eizellspenden von ca. 31% festgestellt – unabhängig vom Alter der austragenden Mutter. Demgegenüber war die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt für Frauen die sich 2017 in der Schweiz einer IVF Behandlung unterzogen ca. 28% für Frauen unter 34, ca. 17% für Frauen in der Altersgruppe von 35 bis 39, und ca. 8% für Frauen ab 40.
Quelle: ART in Europe, 2017: results generated from European registries by ESHRE
2. Methode der künstlichen Befruchtung
Beschreibung: Auch die genaue Methode der künstlichen Befruchtung hat einen Einfluss auf die Erfolgswahrscheinlichkeit, da manche Methoden besser geeignet sind, bestimmte Einschränkungen der Fruchtbarkeit zu adressieren.
IVF vs. ICSI: Bei einem Vergleich der Methoden IVF und ICSI fällt auf, dass die ICSI Methode in den meisten Altersgruppen zu einem leicht niedrigeren Niveau an Lebendgeburten führt, beispielsweise ist der Anteil von Lebendgeburten in der Altersgruppe. der 30-34 bei IVF ca. 31% und bei CSI ca. 30%.
Hier sollte allerdings beachtet werden, dass die Wahl der Methode der künstlichen Befruchtung immer gemeinsam mit dem Arzt getroffen werden sollte und sich nach der individuellen Situation der Frau richten sollte. Das nur leicht schwächere Abschneiden der ICSI Methode kann sogar als positives Ergebnis interpretiert werden, da ICSI eine Methode für schwerwiegendere Fälle des unerfüllten Kinderwunsches darstellt – oder mit anderen Worten: die Paare, die sich einer ICSI Behandlung unterziehen sind für gewöhnlich schwierigere Fälle, als die Paare die sich einer IVF Behandlung unterziehen.
Quelle: Deutsches IVF-Register Jahrbuch 2021
Frischzyklus vs. Auftauzyklus: Manchmal gibt es im Rahmen einer IVF/ICSI nicht die Möglichkeit, die Embryonen direkt frisch in die Gebärmutter zu transferieren und der Transfer muss auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Hierzu werden die Embryonen eingefroren und später im Rahmen eines sogenannten Auftauzyklus transferiert.
Bei einem einfachen Vergleich von Frischzyklus und Auftauzyklus bei IVF und ICSI fällt auf, dass der Anteil an Lebendgeburten im Rahmen eines Frischzyklus mit ca. 26% deutlich höher ist als im Rahmen eines Auftauzyklus mit ca. 21%.
Wie bei allen hier aufgeführten Vergleichen, sollte dieses Muster allerdings kein Grund für die Wahl einer anderen Methode des Embryonentransfers sein – es sollten in Hinblick auf den Vergleich der Erfolgswahrscheinlichkeit bei IVF und ICSI mehrere Dinge beachtet werden:
- Bei Frischzyklus und Auftauzyklus handelt es sich nicht um die gleichen Fälle. Die Fälle, bei denen Ein Auftauzyklus zur Anwendung kommt, sind oft komplexer
- Es gibt normalerweise gute medizinische Gründe, warum ein Embryonentransfer nicht direkt stattfindet, so kann beispielsweise der Transfer zuvor eingefrorener Embryonen für Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS) oder Frauen, die Zeichen einer Überstimulation zeigen, vorteilhaft sein
- Ausserdem gibt es wissenschaftlicher Studien, die experimentell zeigen (also ohne das Problem, dass sich die Fälle zwischen den beiden Methoden unterscheiden), dass sich die Erfolgswahrscheinlichkeit zwischen Frischzyklus und Auftauzyklus nicht signifikant unterscheiden (siehe Lan et al., 2018; Shi et al., 2018)
Auf Basis dieser Einschränkungen sollte die Entscheidung zwischen Frischzyklus und Auftauzyklus immer gemeinsam mit dem behandelnden Arzt getroffen werden, wobei natürlich auch die zusätzlichen Kosten und die möglicherweise zusätzliche Belastung durch einen Auftauzyklus berücksichtigt werden sollte.
Quelle: Deutsches IVF-Register Jahrbuch 2021
3. Anzahl der transferierten Embryonen
Beschreibung: Indem zwei statt einem Embryo transferiert werden, kann die Erfolgswahrscheinlichkeit eines IVF oder ICSI Zyklus erhöht werden, da die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass einer von zwei Embryonen den Transfer und die Schwangerschaft erfolgreich meistert, als nur ein Embryo.
Datenlage:
In Deutschland liegt bei einem IVF/ICSI Frischzyklus die Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt bei ca. 26% beim Transfer eines Embryos bei ca. 30% beim Transfer zweier Embryonen.
Allerdings ist diese höhere Erfolgswahrscheinlichkeit mit zwei miteinander verbundenen Nebeneffekten verbunden:
- Die Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsgeburt ist beim Transfer von zwei Embryonen sehr stark erhöht von ca. 2% beim Transfer von einem Embryo auf ca. 28% beim Transfer von zwei Embryonen
- Durch das Austragen von Mehrlingen kann es auch häufiger zu Frühgeburten und geringeren Geburtsgewichten mit den damit verbundenen Gesundheitsrisiken kommen
Ausserdem gilt wie bei allen hier aufgeführten Vergleichen, dass die Fälle, in denen ein Embryo vs zwei Embryonen transferiert werden, nicht unbedingt dieselben sind. Der Transfer von zwei Embryonen findet beispielsweise häufiger bei älteren als bei jüngeren Frauen statt.
Quelle: Deutsches IVF-Register Jahrbuch 2021
4. Anzahl der Versuche
Beschreibung: Bei wiederholten Versuchen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass es früher oder später mit dem Kinderwunsch klappt.
Datenlage: Laut Daten aus Deutschland verdoppelt sich die kumulative Erfolgswahrscheinlichkeit im Sinne einer Schwangerschaft von ca 34% beim ersten Versuch auf ca. 66% bis zum 4. Versuch. Mit anderen Worten, 2 von 3 Frauen die bis zu 4 Versuche mit IVF oder ICSI wahrgenommen haben werden schwanger, wobei nur 1 von 3 Frauen beim ersten Versuch schwanger wird. Wenn alle Versuche einer Frau eingeschlossen werden, werden sogar 7 von 10 Frauen schwanger.
Hinweis: bei dieser Analyse liegen keine Daten zum Erfolg der Schwangerschaft im Sinne von Lebendgeburten vor.
Quelle: Deutsches IVF-Register Jahrbuch 2021
5. Länderunterschiede
Beschreibung: Aufgrund diverser Unterschiede zwischen einzelnen Ländern (z.B. Ausstattung der Kinderwunschkliniken, Ausbildung und Erfahrung des behandelnden Gesundheitspersonals) kann es ausserdem auch zu Unterschieden in der Erfolgswahrscheinlichkeit im Sinne von Lebendgeburten in unterschiedlichen Ländern kommen.
Ähnliches gilt für einzelne Kliniken, deren Ausstattung und Personal sich auch normalerweise unterscheiden.
Datenlage: Laut einer Erhebung der European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) gab es 2017 bedeutende Unterschiede bei der Erfolgswahrscheinlichkeit einer IVF Behandlung in einer Reihe von Ländern. Dabei zeigten Länder mit einem bekanntlich gut ausgestatteten Gesundheitssystem wie z.B. die Schweiz und Deutschland, eine relativ hohe Erfolgswahrscheinlichkeit von ca. 18%. Ähnliches galt für Länder, die relativ populär für einen Medizintourismus zur Kinderwunschbehandlungen sind, wie Spanien und Griechenland (ca. 18-19% Erfolgswahrscheinlichkeit), wobei es allerdings auch europäische Länder mit einer relativ niedrigen Erfolgsquote trotz gutem Rufs des Gesundheitssystems gab, wie z.B. Italien mit ca. 15% und Dänemark mit ca. 13%.
Zu beachten ist hier natürlich, dass sich neben der Ausstattung und der Ausbildung des Personals auch die Fälle von Land zu Land (und auch von Jahr zu Jahr) stark unterscheiden.
Am Ende des Tages sollte für die individuelle Patientin die Qualität der konkreten Kinderwunschklinik und natürlich auch der Preis der Kinderwunschbehandlung ausschlaggebend sein. Die Wahl eines passenden Landes kann relevant werden, wenn bestimmte Behandlungsmethoden gewünscht sind, die nicht in allen europäischen Ländern zur Verfügung stehen (z.B. Eizellspende).
Quelle: ART in Europe, 2017: results generated from European registries by ESHRE
Fazit
Es zeigt sich, dass eine Vielzahl von Faktoren einen Einfluss auf die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Kinderwunschbehandlung haben.
Insgesamt gibt es drei wichtige Botschaften die sich aus bzw. trotz der obigen Betrachtungen ergeben:
- Die Wahl einer Behandlungsmethode und der Erfolg einer Kinderwunschbehandlung hängt immer von den individuellen Faktoren für den unerfüllten Kinderwunsch ab – das Alter einer Frau ist hier einer der wichtigsten
- Patientinnen sollten die Wahl zwischen Transfer eines oder zweier Embryonen sowie zwischen Frischzyklus und Auftauzyklus immer in enger Abstimmung mit ihrem Arzt treffen
- Viele europäische Länder weisen eine ähnliche Erfolgsquoten bei der Kinderwunschbehandlung auf – relevante Entscheidungsfaktoren sollten hier insbesondere die Qualität des individuellen Spitals, die Kosten, sowie ggf. die regulatorischen Rahmenbedingungen (Stichwort: Eizellspende) sein
Letztes Update: 10. November 2022
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