Kurzübersicht: Was ist die ICSI und wie läuft diese ab?
Bei der ICSI wird ein einzelnes Spermium zur Befruchtung in das Innere eine Eizelle (Zytoplasma) injiziert. Durch eine ICSI-Behandlung lassen sich schwere Fruchtbarkeitsstörungen insbesondere beim Mann adressieren, da Spermienzellen bei der ICSI quasi „zum Jagen getragen werden“, wodurch es möglich ist, auch beim Vorliegen von anormal geformter Spermien (Teratozoospermie), zu wenig bewegungsunfähigen Spermien (Asthenozoospermie) oder einer zu geringen Anzahl von Spermien (Oligozoospermie) eine erfolgreiche Befruchtung der Eizelle zu erreichen.
Bis auf dieses Vorgehen bei der Befruchtung der Eizelle im Labor unterscheidet sich eine ICSI-Behandlung im Grunde genommen nicht von einer IVF-Behandlung:
Eine ICSI dauert normalerweise mehrere Wochen. Um genügend Eizellen für die Befruchtung zu erhalten, wird die Eizellenproduktion der Frau zu Beginn der Behandlung mit Hormonen stimuliert.
Nach der Hormonbehandlung werden der Frau Eizellen aus dem Eierstock entnommen. Einzelne Spermienzellen des Partners werden ausgewählt und je eine Spermienzelle wird mit einer sehr feinen Nadel direkt in die Eizellen der Frau injiziert, wo es zur Befruchtung kommen soll.
Ist die Befruchtung erfolgreich, reifen daraufhin die befruchteten Eizellen (= Zygoten) in einem Brutschrank zu Embryonen heran.
Im Normalfall werden bis zu 2 Embryonen am 2. Tag nach der Befruchtung (4-Zell Stadium) oder am 5. Tag nach der Befruchtung (Blastozytenstadium) in den Uterus der Frau transferiert. Überzählige befruchtete Eizellen oder Embryonen können in flüssigem Stickstoff für die spätere Verwendung tiefgefroren werden (Kryokonservierung).
Wann sollten Patientinnen eine ICSI in Betracht ziehen?
Die ICSI kommt in unterschiedlichen Fällen zum Einsatz, insbesondere wenn die Ursachen des unerfüllten Kinderwunsches beim Mann (und ggf. auch bei der Frau) zu finden sind:
Ursache für unerfüllten Kinderwunsch beim Mann: im Prinzip ist nur eine einzige befruchtungsfähige Spermienzelle des Mannes nötig, um eine ICSI erfolgreich durchführen zu können. Häufige Gründe für den unerwünschten Kinderwunsch beim Mann, bei dem dies der Fall ist, sind die Folgenden:
- Der Mann hat durchtrennte oder verklebte Samenleiter (obstruktive Azoospermie): in diesen Fällen können Spermienzellen häufig chirurgisch direkt aus dem Nebenhoden (MESA = Mikrochirurgische Epididymale Spermienaspiration) oder dem Hoden (TESE = Testikuläre Spermienextraktion) entnommen werden
- Die Bildung der Samenzellen im Hoden ist gestört (nicht-obstruktive Azoospermie): in diesen Fällen können teilweise ebenfalls durch eine TESE-Behandlung befruchtungsfähige Samenzellen gewonnen werden
- Der Mann hat Spermien-Antikörper in seiner Samenflüssigkeit, die eine Zeugung auf natürlichem Wege unmöglich machen
- Es stehen nur noch tiefgefrorene Spermien des Mannes zur Verfügung stehen (z.B. nach bestimmten Krebs-Behandlungen wie Hodenkrebs)
Teilweise wird die ICSI-Behandlung auch angewendet, wenn andere Methoden der künstlichen Befruchtung bereits gescheitert sind, wenn sich keine spezifischen Gründe für den unerfüllten Kinderwunsch feststellen lassen (idiopathische Sterilität), oder wenn bei beiden Partnern eine Fruchtbarkeitsstörung vorliegt.
Wie läuft eine ICSI ab?
Eine ICSI-Behandlung entspricht bis auf die Befruchtung der Eizelle im Labor weitgehend einer IVF-Behandlung.
Hormonelle Stimulation der Eierstöcke (identisch zur IVF)
Zunächst wird durch Hormonpräparate der natürliche Eisprung der Frau verhindert.
Je nach Protokoll beginnt bis zu 14 Tage später die Eizellstimulation. Ziel der Stimulation ist es, dass mehrere Eibläschen gleichzeitig reifen, um mehrere Eizellen für eine erfolgreiche künstliche Befruchtung zu gewinnen.
Für die Hormonbehandlung kommen je nach individueller Situation der Frau unterschiedliche Hormonpräparate zum Einsatz, die gespritzt werden oder auch als Tablette genommen werden. Häufig wird das Hormon FSH (follikelstimulierendes Hormon) gespritzt, welches entweder die Frau selbst oder eine andere Person spritzen kann.
Die hormonelle Stimulation der Eierstöcke sollte ärztlich eng überwacht werden, da in seltenen Fällen eine Überstimulation der Eierstöcke auftreten kann.
In manchen Fällen wird auch auf die hormonelle Stimulation der Eierstöcke verzichtet und vollkommen auf den natürlichen Menstruationszyklus der Frau gesetzt, um die Eizellen entnehmen zu können.
Auslösen des Eisprungs und Eizellentnahme (identisch zur IVF)
Ca. eine Woche nach Beginn der Hormonbehandlung führt ein Ärztin oder ein Arzt eine Ultraschalluntersuchung durch, um die Grösse und Reife der sich entwickelnden Eizellen zu überprüfen. Ausserdem werden bestimmte Hormonwerte im Blut gemessen. Sind die Eizellen erfolgreich herangereift, wird nun die Hormonbehandlung beendet. Durch Injektion bestimmter Hormone oder Medikamente (z.B. humanes Choriongonadotropin oder GnRH-Agonisten) wird dann ca. 9-11 Tage nach Beginn der Hormonbehandlung der Eisprung eingeleitet.
36 Stunden nach Einleitung des Eisprungs wird die sogenannte Follikelpunktion durchgeführt. Hierbei entnimmt der Arzt oder die Ärztin mithilfe einer feinen Nadel Eizellen aus den gereiften Eibläschen. Für gewöhnlich erfolgt dieser Eingriff unter einer leichten Narkose über die Scheide.
In selteneren Fällen und abhängig von der individuellen Situation der Frau werden die Eizellen per Bauchspiegelung (auch Laparoskopie genannt) entnommen – einem chirurgischer Eingriff über die Bauchdecke der normalerweise unter Vollnarkose durchgeführt wird.
Befruchtung der Eizellen im Labor und Kultivierung
Am Tag der Eizellentnahme erfolgt die Befruchtung der Eizellen mit Hilfe der ICSI-Methode im Labor.
Die Spermien können dafür entweder frisch sein und werden dann häufig noch im Labor aufbereitet, um ihre Befruchtungsfähigkeit zu erhöhen und allergischen Reaktionen bei der Frau vorzubeugen.
Alternativ kann die Ärztin / der Arzt aufgetaute Spermienzellen nutzen, die vorher mit der TESE- oder MESA-Methode oder auf andere Art und Weise gewonnen wurden. Die aufgetauten Spermienzellen müssen ebenfalls speziell aufbereitet werden.
Zunächst werden die Kumuluszellen, die die Eizelle umgeben, durch Hyaluronsäure entfernt. Aus den aufbereiteten Spermienzellen werden anhand von Aussehen, Form und Beweglichkeit einzelne Spermienzellen ausgewählt. Diese werden dann unter einem speziellen Mikroskop mit einer sehr feinen hohlen Glasnadel in je eine Eizelle injiziert, in eine Nährflüssigkeit gegeben und in einen Brutschrank gestellt – aus diesem Vorgehen rührt der Name der Behandlung, intrazytoplasmatische Spermieninjektion bedeutet, dass das Spermien in die Zellflüssigkeit (das Zytoplasma) der Eizelle injiziert wird.
Innerhalb von 48-72 Stunden wird im Labor festgestellt, ob sich die befruchteten Eizellen wie für den Transfer gewünscht weiterentwickelt haben.War die Befruchtung erfolgreich, reifen die befruchteten Eizellen weitere zwei bis maximal 6 Tage im Brutschrank
Transfer von 1-2 Embryonen (identisch zur ICSI)
Zwischen dem zweiten bis maximal sechsten Tag nach der Befruchtung überträgt dann die Ärztin oder der Arzt für gewöhnlich 1-2 der befruchteten Embryonen in die Gebärmutter der Frau. Dies geschieht ohne Narkose mit einem dünnen und biegsamen Schlauch (Kathether) über die Scheide der Frau und ist meistens kaum oder gar nicht schmerzhaft.
Überzählige befruchtete Eizellen können mit Kryokonservierung aufbewahrt werden für einen eventuellen weiteren Versuch oder weitere Schwangerschaften.
Zusätzliche Behandlung: Schlüpfhilfe (Assisted Hatching)
In manchen Fällen, z.B. wenn schon einige erfolglose Embryonenübertragungen durchgeführt wurden oder wenn kryokonservierte Eizellen verwendet werden, können Ärzte mit einer sogenannte Schlüpfhilfe versuchen, das Einnisten der übertragenen Embryonen zu verbessern.
Für gewöhnlich muss sich ein Embryo in etwa am fünften Tag nach der Befruchtung in der Gebärmutterschleimhaut einnisten. Hierfür muss die äussere Hülle, die den Embryo umgibt, dünn genug sein, damit der Embryo aus ihr herausschlüpfen kann. Um hier die Erfolgswahrscheinlichkeit zu erhöhen, wird bei der Schlüpfhilfe die äussere Hülle des Embryos per Laser ausgedünnt.
Eindeutige Ergebnisse zur Verbesserung der Wahrscheinlichkeit mit dieser Methode schwanger zu werden liegen allerdings nicht vor.

Kontrolluntersuchungen (identisch zur ICSI)
Etwa 2 Wochen nach dem Embryonentransfer kann anhand eines Tests des Schwangerschaftshormons humanes Choriongonadotropin (HCG) im Blut der Frau getestet werden, ob eine Schwangerschaft eingesetzt hat. Üblicherweise werden mehrere Tests durchgeführt, um ein zuverlässiges Ergebnis zu gewährleisten.
Wie bei jeder Schwangerschaft lassen sich etwa einen Monat nach dem Beginn der Schwangerschaft per Ultraschall ein Embryo oder mehrere Embryonen erkennen.
Was sind Chancen und Risiken der ICSI?
Die ICSI-Behandlung gehört heutzutage zu den häufigsten Kinderwunschbehandlungen, wodurch sie mit einer relativ guten Erfolgswahrscheinlichkeit und relativ geringen Risiken verbunden ist.
Erfolgswahrscheinlichkeit
Die Erfolgswahrscheinlichkeit bei einem ICSI-Zyklus zur Geburt eines gesunden Kindes ist etwas geringer als bei einem IVF-Zyklus, bei bis zu 30%. Dies dürfte aber nicht daran liegen, dass der ICSI-Zyklus prinzipiell weniger erfolgsversprechend ist als ein IVF-Zyklus, sondern daran, dass die Fälle, die sich einer ICSI-Behandlung unterziehen schwieriger sind.
Wie andere Methoden der künstlichen Befruchtung hängt die Erfolgswahrscheinlichkeit von verschiedenen Faktoren ab, wie Alter, Anzahl der vorangegangenen erfolglosen Behandlungen, Eierstockreserve, Empfänglichkeit der Gebärmutterschleimhaut etc.
Die folgende Grafik vergleicht Erfolgswahrscheinlichkeit von ICSI- und IVF-Behandlung über verschiedene Altersgruppen von Frauen hinweg:
Quelle: Deutsches IVF-Register Jahrbuch 2021
Weniger benötigte Samenzellen
Im Vergleich zur IVF-Methode benötigt die ICSI-Methode weitaus weniger Spermienzellen, da im besten Fall eine einzige befruchtungsfähige Spermienzelle für den Erfolg der ICSI-Methode ausreicht.
Mehrlingsgeburten
Wie bei einer IVF-Behandlung, werden auch bei ICSI-Behandlungen teilweise zwei statt einem Embryo transferiert, um die Erfolgswahrscheinlichkeit eines ICSI-Zyklus zu erhöhen.
Durch dieses Vorgehen wird die Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsschwangerschaft erhöht – mit dem damit verbundenen Risiko von Komplikationen (genannt sei hier insbesondere das Risiko von Frühgeburten und einem geringem Geburtsgewicht).
Hier eine Übersicht zur Wahrscheinlichkeit von Lebendgeburten und Mehrlingsgeburten in Abhängigkeit davon, ob ein Embryo oder zwei Embryonen transferiert werden. Der Transfer von zwei Embryonen steigert die Wahrscheinlichkeit einer Mehrlingsgeburt von unter 2% auf knapp 30%.
Quelle: Deutsches IVF-Register Jahrbuch 2021
Verletzungen und Entzündungen
Das Risiko von Verletzungen und Entzündungen bei der Frau ist identisch mit dem bei Risiko bei IVF-Behandlungen, da die Behandlungsschritte der Frau identisch sind.
Laut Daten aus Deutschland verlaufen die meisten Fälle der künstlichen Befruchtung komplikationslos, es gibt allerdings trotzdem Risiken: so kann es relativ häufig zu vaginalen Blutungen (63% der Fälle) oder Blutungen im Bauchraum (14%) bei der Entnahme der Eizellen kommen. Ausserdem kann es zu Bauchfellentzündungen (~5%) und Dammverletzungen bei der Frau kommen (0.2%).
Selten kann durch solche Verletzungen und Entzündungen eine stationäre Behandlung (1.3% der Fälle) und/oder ein operativer Eingriff bei der Frau nötig werden (3.5% der Fälle).
Ovarielles Überstimulationssyndrom
Wie bei einem IVF-Zyklus kann es durch die hormonelle Stimulation der Entwicklung mehrerer Eizellen zu einem ovariellen Überstimulationssyndrom kommen, welches dazu führt, dass die Eierstöcke anschwellen und schmerzen. In schweren Fällen kann dies lebensbedrohlich werden.
In der Vergangenheit trat das ovarielle Überstimulationssyndrom bei bis zu 10% der Frauen auf, die sich einer künstlichen Befruchtung mit Hormonstimulation unterzogen, heutzutage liegt diese Zahl bei unter 5%, ernste Fälle eines ovariellen Überstimulationssyndroms kommen bei weniger als 1% der Frauen vor, die sich einer Hormonbehandlung im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung unterziehen.
Im Falle eines ovariellen Überstimulationssyndroms kann es in Rücksprache mit der / dem behandelnden Ärztin / Arzt nötig sein, die IVF-Behandlung zu unterbrechen und die Embryonen vorübergehend einzufrieren, um sie später im Rahmen eines Kryozyklus in die Gebärmutter der Frau zu übertragen.
Risiko von TESE oder MESA Eingriff für den Mann
Ist für die Gewinnung der Samenzellen ein TESE oder MESA Eingriff nötig, ist dieser mit einem gewissen Komplikationsrisiko verbunden, wie bei allen chirurgischen Eingriffen.
Was kostet die ICSI?
In der Schweiz kostet ein ICSI-Zyklus für gewöhnlich inklusive der Hormone zur Stimulation der Eizellenproduktion zwischen CHF 6’000 und CHF 10’000. In Deutschland und Österreich liegen die Behandlungskosten etwas niedriger bei insgesamt etwa EUR 4’100 bis EUR 7’300 je Zyklus.
In anderen Ländern der europäischen Union werden Behandlungskosten für IVF-Behandlung und ICSI-Behandlung meistens nicht unterschieden.
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht zu Behandlungskosten in der DACH-Region und beliebten Reisezielen für eine Kinderwunschbehandlung innerhalb der Europäischen Union – entsprechend dem Standard in Ländern ausserhalb der Schweiz, Deutschlands und Österreichs werden hier IVF- und ICSI-Behandlungskosten nicht unterschieden. In Südeuropa (Griechenland und Spanien) und Osteuropa (z.B. Tschechien) können Patientinnen durch eine ICSI-Behandlung signifikant Behandlungskosten einsparen im Vergleich zur Schweiz, Deutschland und Österreich.
Quellen: Fertilityroad.com; diverse Preislisten von Kinderwunschzentren
Letztes Update: 29. November 2022
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